Bio-Lebensmittel trotz Inflation?
Die Inflation treibt die Lebensmittelpreise in die Höhe. Besonders die für Bio-Lebensmittel. Aber auch sinkende Einkommenserwartungen, der Krieg in der Ukraine und Lieferschwierigkeiten tragen zu Belastungen bei. Vor allem Weizen, Tierfutter und Energie sind durch den Krieg teurer geworden. Darüber hinaus steigen die Logistikkosten aufgrund der hohen Dieselpreise und Kosten für den Aufbau neuer Lieferketten. Ein Ende dieser Spirale ist nicht in Sicht. Laut einer aktuellen Umfrage gaben befragte Einzelhändler an, die Einzelhandelspreise für Lebensmittel in den nächsten drei Monaten weiter zu erhöhen. Das stellt Konsument:innen vor immer neue Herausforderungen. Die Preise für sogenannte Fast Moving Consumer Goods wie verpackte Lebensmittel, Getränke, Hygieneartikel und Süßwaren stiegen laut Marktforschungsinstitut GfK im Juni im Vergleich zum Vorjahresmonat um ganze 7,8% und es geht noch weiter. Wir haben einige hilfreiche Tipps zusammengestellt wie du weiter nachhaltig einkaufen kannst und nicht auf deine liebsten Bio-Lebensmittel verzichten musst.
Folgen der hohen Inflation
Notgedrungen müssen Konsument:innen jetzt mehr für ihre Lebensmittel ausgeben. Der Verbraucherschutz berichtet von einem Preisanstieg um 14,8 % allein im Juni. Die hohen Preise im Lebensmittelhandel sorgen dafür, dass sich Verbraucher:innen umorientieren. Viele wählen den Gang zum Discounter. Eine andere Taktik ist es, zu preiswerteren Marken zu greifen. Durch den großen Preisanstieg wird jetzt auch häufiger auf Fleisch oder Milchprodukte verzichtet. Experten sprechen von einem Rückgang des europaweiten Fleischkonsums um 10 – 15 %. Auf Bio-Lebensmittel wird auch verstärkt verzichtet. Das wiederum kann eine wirkliche Auswirkung auf unsere Gesundheit haben, dazu später mehr.
Der Trend geht zum Discounter
Höhere Lebensmittelpreise veranlassen die Menschen, billiger einzukaufen. Davon profitieren vor allem Discounter. Diese legten im Juni im Vergleich zum Vorjahresmonat um 7,8 % zu, während Supermärkte auf null zurückgingen. Im Gegensatz zu Supermärkten setzen Discounter traditionell auf die günstigeren Eigenmarken. Eine weitere Verbraucherreaktion ist spannend zu beobachten. Die Kaufentscheidungen führen die Leute zwar eher zum Discounter, aber besonders wird auf Sonderangebote, Schnäppchen und Aktionen geachtet. Die Verbraucher:innen schauen also direkt im Geschäft – egal ob Supermarkt oder Discounter – gezielt nach den günstigen Produkten.
Diebstahlsicherungen bei Butter, Käse und Fleisch
Während manche Konsumgüter wie Benzin oder das stets ausverkaufte Sonnenblumenöl auffällig in die Höhe steigen, passiert das bei anderen Produkten fast unbeobachtet. Die Markenbutter kostet inzwischen über 3 Euro. Seit 2015 ist der Preis damit um 120,5% gestiegen. Aber aus was setzt sich diese Preissteigerung zusammen? Die Futtermittelpreise steigen ebenso wie die Energiepreise. Ohnehin werden Milchprodukte lange Zeit unter Wert verkauft, insbesondere Butter. Supermärkte fangen daher an, ihre Produkte mit zusätzlicher Sicherheitstechnik auszustatten, um dem Diebstahlrisiko entgegenzuwirken.
Foodwaste und Inflation, wie passt das zusammen?
Dennoch werden immer noch viel zu viele Lebensmittel einfach weggeschmissen. In deutschen Haushalten wird rund 52 % der Lebensmittel weggeworfen und damit verschwendet. Mit diesem Wert haben wir international die Nase vorne. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die GfK für das Bundeslandwirtschaftsministerium erstellt hat. Am meisten betroffen sind Obst und Gemüse, gefolgt von Backwaren, Getränken und Milchprodukten. Spanien will jetzt die Verschwendung von Lebensmitteln unter Strafe stellen. Dabei sollen besonders Unternehmen der Produktions- und Vertriebskette unter die Lupe genommen werden. Bei zu viel vermeidbaren Lebensmittelabfällen werden Strafen von 2.000 bis 60.000 Euro fällig. Wäre das auch was für Deutschland?
So kannst du beim Einkaufen sparen
Die Preise steigen, aber die Kühlschränke sollen nicht leer bleiben. Wir zeigen dir, wie du trotz Inflation das Beste aus deinen Einkäufen machest und sogar Geld sparst! Als erstes solltest du dich auf deinen Einkauf vorbereiten. Indem du eine Liste mitbringst mit Produkten die du wirklich brauchst. Das kann eine Liste auf dem Handy sein oder auf einem Zettel. Hier hilft dir die EcoCheck App, mit der du ganz einfach eine Einkaufsliste mit deinen Lieblingsprodukten erstellen kannst. So musst du nicht an einen Zettel denken und bist nachhaltiger unterwegs. Das hilft dir beim Einkaufen weniger verleitet zu werden oder doch etwas Anderes mitzunehmen.
Sparen trotz Inflation
Auch empfiehlt es sich, nicht hungrig einkaufen zu gehen, da so meist mehr als gewollt im Wagen landet. Unser nächster Tipp, greife zu den Eigenmarken der Supermärkte, diese sind oft genauso gut wie die Markenprodukte. In Supermärkten ist es übrigens gang und gäbe, Markenprodukte auf Augenhöhe in den Regalen zu platzieren. Daher lohnt es sich, sich auch mal zu bücken oder zu strecken, um die Angebote zu sehen. Ratsam ist es auch, den Preis pro 100 Gramm zu vergleichen, so sparst du auf den zweiten Blick. Zu guter Letzt achte darauf, saisonales Obst und Gemüse zu kaufen. Was gerade nicht in Saison ist muss oft aus weit entfernten Ländern importiert werden. Das ist nicht nur schlecht fürs Klima, sondern auch für deine Geldbeutel. Orientiere dich am besten an Saisionkalendern um zu sehen was gerade regional angebaut werden kann.
Bio-Lebensmittel mit Budget
Lebensmittel werden aufgrund der hohen Inflation und der damit einhergehenden Preissteigerungen immer teurer. Bei Bio-Produkten erfolgt die Preiserhöhung jedoch schrittweise. Ein Grund dafür könnte sein, dass Bio-Erzeuger Angst haben, Stammkunden zu verlieren, und deshalb die Preise langsamer anheben als konventionelle Produzenten. Trotzdem kaufen viele Menschen wegen der Inflation weniger Bio-Lebensmittel. Doch woran liegt das? Viele Verbraucher:innen denken bei Bio-Lebensmitteln automatisch, dass sie teurer sein müssen. Den Spruch „Bio ist teuer“ haben sie sich beim Einkaufen seit Jahren eingeprägt. Aber bei diesen Lebensmitteln gibt es keinen großen Preisunterschied zu Bio: Bio-Rinderfilets sind beispielsweise nur noch etwas teurer als Produkte aus konventioneller Haltung. Butter, Quark, Joghurt oder Milchreis aus kontrolliert biologischem Anbau können aktuell sogar günstiger sein als Produkte ohne Bio-Siegel. Eine positive Entwicklung der Inflation könnte sein, dass die veränderten Preise und die damit einhergehende Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln den Einzelhandel ermutigen, weitere Bio-Produkte anzubieten.
Warum Bio-Lebensmittel einen Unterschied machen
Ohne rasche Veränderungen in der Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion sind die Klimaziele von Paris nicht zu erreichen. Unser Ernährungssystem ist für einen großen Teil der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Rund ein Drittel der weltweiten Treibhausgase sind auf die Lebensmittelindustrie zurückzuführen. Durch den Klimawandel verändern sich ganze Ökosysteme, was zu Ungleichheiten beim Zugang von Lebensmitteln führt. Dadurch steigen die Lebensmittelpreise in die Höhe und der Hunger auf der Welt wird zunehmen. Unser Ess- und Kaufverhalten kann demnach einen großen Beitrag leisten, um etwas zu verändern. Für viele Menschen ist es nicht mehr so selbstverständlich, im Zuge der Inflation für Bio-Lebensmittel tief in die Tasche zu greifen. Doch bei welchen Produkten lohnt sich der Aufpreis für Bio-Siegel wirklich?
Bio-Lebensmittel mit Siegel
Produkte mit Bio-Siegeln können helfen, den Klimawandel einzudämmen. Experten erkennen die vielen Vorteile von Bio-Lebensmitteln: „Der Verzicht von Pestiziden trägt zu einer geringeren Umweltbelastung und einer positiven Artenvielfalt bei. Auch die Tiere profitieren von einer biologischen Landwirtschaft, da weniger Antibiotika verwendet werden und auf eine artgerechtere Tierhaltung geachtet wird.“ Bei vielen Siegeln wird auf eine nachhaltige Anbauweise geachtet, bei der auf wichtige Ressourcen wie Boden oder Wasser besonders geachtet wird. Auch durch den Verzicht von schädlichen Chemikalien und Pestiziden wird der Umwelt geholfen. In der Regel gilt das für empfindliche Produkte wie Beeren, Trauben, Aprikosen, Birnen, Tomaten, Paprika oder Blattsalate die mit mehr Pestiziden behandelt werden. Unterirdisches Gemüse wie z. B. Karotten und Kartoffeln oder verschiedene Kohlsorten haben dagegen weniger Belastung. Ein guter Tipp ist es, sich an regionale und saisonale Produkte zu halten, die sind in der Regel weniger belastet.
Daher lohnt es sich bei diesen Lebensmitteln besonders auf das Bio-Siegel zu achten:
Feldsalat
Herkömmlicher Feldsalat ist laut Öko-Test oft mit besonders gefährlichen Pestiziden belastet. Wintersalat wird oft in Gewächshäusern oder Folientunneln angebaut. Die empfindlichen Pflanzen werden aufgrund ihrer Nähe zueinander unter anderem mit Pilzgift besprüht. Hier achtest du am besten auf das Siegel Demeter oder Bioland, diese verzichten komplett auf Pestizide.
Paprika
Paprika ist das am häufigsten mit Pestiziden belastete Gemüse in Deutschland. Hier lohnt es sich, auf das Gegenstück aus biologischem Anbau zurückzugreifen, das nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wurde.
Banane
Vom Öko-Test werden Bananen auch „Pestizid-Weltmeister“ genannt. Daher empfehlen wir dir unbedingt nach dem Öffnen der Schale die Hände zu waschen, sollte es sich um eine herkömmliche Banane handeln. Das Obst aus biologischem Anbau ist wiederum nicht bedenklich.
Beeren
Hier wurden bei einem Test in fast 80% aller Erdbeer- und Brombeerproben Rückstände von Pestiziden nachgewiesen. Bei Johannisbeeren sogar um die 90%. Entscheidest du dich hier gegen die Bio Variante kannst du dir sicher sein, einiges an Chemikalien mitzuessen.
Quellen:
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/discounter-inflation-supermarkt-101.html
https://www.mdr.de/mdr-thueringen/redakteur-butter-milch-preis-teuer-100.html
https://www.mdrjump.de/thema/tipps-und-tricks-beim-einkaufen-100.html
https://www1.wdr.de/verbraucher/ernaehrung/bei-diesen-produkten-macht-bio-sinn-100.html
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